Der Klausbrunnen, erlebt mit Prof. Grewe

Die Brunnenstube Klausbrunnen, Teil der römischen Wasserleitung nach Köln, liegt etwas außerhalb der Ortschaft Kallmuth und ist normalerweise verschlossen. Wer aber das Glück hat, an einer Ortsbegehung mit Prof. Dr. Klaus Grewe teilzunehmen, kommt auch hinein, denn der Professor hat einen Schlüssel. Er ist nicht nur einer der profiliertesten Kenner des antiken Bauwerks, sondern auch eine rheinische Frohnatur ersten Ranges. Und er versteht es, beides miteinander zu verbinden. Da wird die als "Kölner Stadtmutter" angesehene Agrippina auch schon einmal zum "Boxenluder der Antike" anlässlich ihres Verbrauchs an Ehemännern. So wird Wissenschaft anschaulich und kurzweilig!

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Klaus Grewe, Dipl.-Ing., Jahrgang 1944, studierte in Mainz Vermessungswesen. Er war danach 43 Jahre beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege tätig und dort für die technik-geschichtlichen Bodendenkmäler zuständig. Promotion 1997 Universität Nimwegen, seit 2010 Honorarprofessor RWTH Aachen.

Die Brunnenstube wurde im Jahr 1953 gefunden und anhand der vorhanden Befunde restauriert. Hier wurde zum einen Wasser gewonnen, zum anderen war hier der Anschluss für die später gebaute Wasserleitung nach Nettersheim. Professor Grewe ging auf das Bauwerk ein und legte dar, wie das Wasser durch Mauern aus losen Steinen und Öffnungen in den Fundamentsteinen in die Kammer einfloss. Weiten Raum seiner Schilderungen nahm auch die römische Vermessungstechnik ein: nach Methoden des römischen Architekten und Ingenieurs Vitruvius wurde die Trasse mit Hilfe von Chorobaten, etwa 6 Meter langen Wasserwaagen, Schritte für Schritt unter optimaler Ausnutzung des Geländes festgelegt. Das Ganze ging relativ schnell vonstatten: in maximal 5 Jahren waren etwa 20 Bautrupps von vielleicht 25 Leuten damit beschäftigt, die Leitung zu bauen.

 

 

So könnte die Brunnenkammer ausgesehen haben: links das nach oben offene Becken mit den im unteren Bereich aus losen Steinen errichteten Mauern, in den Ecken die Fundamentsteine mit Öffnungen, rechts der damals unterirdische Zubringerkanal aus Nettersheim, der auf eine Prallwand stößt und im rechten Winkel umgeleitet wird.


Blick in die Brunnenkammer: schön zu sehen sind die torartigen Öffnungen in den Fundamentsteinen und die Mauern aus losen Steinen. Der Sturz und die Bögen darüber sehen nicht nur gut aus sondern erfüllen auch einen Zweck: durch sie wird der Druck des darüber liegenden Mauerwerks abgefangen. Als der Klausbrunnen gefunden wurde waren die Bögen etwa zur Hälfte erhalten. Alles darüber ist restauriert.


Links ist der Übergang vom Wasserbecken zum Leitungssystem zusehen; auf dem rechten Stein sind Kerben zu sehen, die vermutlich durch das Schärfen von Werkzeugen entstanden sind. In der Mitte sehen Sie links den vielleicht durch einen kleinen Vermessungsfehler deutlich höher ankommenden Kanal aus Nettersheim. Der Höhenunterschied wird durch ein kleines Tosbecken aus opus caementitum , dem bevorzugten Werkstoff der Römer, ausgeglichen. Hier wurde auch die Auskleidung mit einem rosa Putz wieder hergestellt. Er machte die Leitung dicht und reduzierte somit Verluste. Auf dem rechten Bild ist am Ausgang der Wasserleitung ein dicke Kalkschicht zu sehen. Aufgrund der starken Verwirbelungen hat sich dieser Sinter hier kugelig ausgebildet.


Buchtipp:

Klaus Grewe

Aquädukte für Roms Städte

Regionalia Verlag


Kommentar schreiben

Kommentare: 0