Ganz ehrlich: als ich die Bruder-Klaus-Kapelle vom Parkplatz in Wachendorf aus zum ersten Mal aus der Entfernung gesehen habe, habe ich sie für einen Getreidesilo gehalten, bei dem das Raiffeisenlogo vergessen wurde. Sie stand da in einem Stoppelfeld, hoch aufragend, in einem warmen Beigeton und hatte so gar nichts Sakrales.
Sie ist das Werk des Schweizer Architekten Peter Zumthor, der vor einigen Jahren in Köln für die Kolumba, das Erzbischöfliche Diozäsanmuseum, verantwortlich zeichnete. Diese Arbeit weckte seinerzeit die Aufmerksamkeit des Wachendorfer Landwirts Hermann-Josef Scheidtweiler und dessen Familie. Sie fragten an, ob er nicht eine dem heiligen Niklaus von der Flüe geweihte Kapelle entwerfen wolle, die aus "Dankbarkeit für ein gutes Leben" gestiftet werden sollte. Der Stifter in spe hatte Glück: der Namensgeber war der Lieblingsheilige der Mutter des Architekten und zudem Schweizer. Nach einiger Bedenkzeit sagte Zumthor zu und verzichtete sogar auf sein Honorar (nicht ohne den Hinweis übrigens, dass Scheidtweiler sich das ohnehin nicht hätte leisten können).
Links: Infotafel am Parkplatz in Wachendorf, Eingangsseite der Bruder-Klaus-Kapelle, Blick über die Stoppelfelder
Interessant ist die Bauweise: im Grunde genommen wurde zuerst ein einem Indianer-Tipi ähnliches Zelt aus 112 Eifelfichten erstellt, das oben offen ist. Dann wurde eine Außenverschalung angebracht, in die 50 cm hohe Lagen von Stampfbeton eingebracht wurde. Die einzelnen Schichten, bestehend aus regionalem Flußkies, rötlich-gelbem Sand und weißem Zement, sind von außen deutlich zu erkennen. Um die Baumstämme zu entfernen brannte anschließend drei Wochen lang ein Köhlerfeuer im Innenraum der Kapelle, wodurch sich die Stämme vom Beton lösten und durch die obere Öffnung entfernen ließen. Deutlich sind die Abdrücke der Hölzer und die Brandspuren im beton zu sehen. Fenster gibt es keine, gleichwohl sind die Löcher, die durch die Fixierung der Verschalung entstanden sind, mit Hunderten von kleinen Glaspfropfen verschlossen worden. Der Effekt der vielen kleinen Lichtpunkte ist beeindruckend.
Eindrücke von der Außenseite: schön zu sehen sind die einzelnen Stampfbetonschichten und die Löcher, mit denen die Außenverschalung fixiert sind. Innen sind sie mit in Handarbeit angefertigten Glaspropfen verschlossen.
In ihrem Inneren ist die Bruder-Klaus-Kapelle viel kleiner als ich es erwartet habe. Nur wenige Personen haben darin Platz, offensichtlich hat es sich eingebürgert, vor der Kapelle zu warten, wenn andere Besucher sich darin aufhalten. Durch die Öffnung in der Decke fällt nicht nur etwas Licht, sondern auch der Regen, der sich dann in einer Pfütze am Boden sammelt. Zur Ausstattung gehört eine zeitgenössische Bronzebüste des Schweizer Künstlers Hans Josephson, den Heiligen Niklaus von der Flüe darstellend, ein an der Wand befestigtes Radsymbol, welches auch auf den Heiligen zurückgeht, ein Kerzenständer und eine Ruhebank.
Die beiden linken Bilder zeigen den Eingangsbereich, die beiden rechten das hoch aufragende Innere der Kapelle, rechts mit dem Radsymbol.
Links die Büste des Heiligen Niklaus von der Flüe, die Innenwand mit "Lichtpunkten" und der Kerzsenständer
Links ist die Öffnung nach oben zu sehen, in der Mitte als Spiegelung in der Pfütze; rechts sehen Sie ein Selfie des Autors dieser Zeilen
Um die Bruder-Klaus-Kapelle zu besuchen fahren Sie nach Wachendorf in der Nähe von Bad Münstereifel. Im Ort gibt es hierfür einen großen, ausgeschilderten Parkplatz. Zu Fuß gehen Sie durch die Felder leicht bergauf der Kapelle entgegen, die schon vom Parkplatz aus zu sehen ist.