Es ist schon erstaunlich, wie viele Beschreibungen für unser letztes Stündlein im Wortschatz der deutschen Sprache zu finden sind. Allein der Duden listet in seiner Online-Version 36 Synonyme für „Tod“ auf, dem „Sterben“ kann sogar auf 85 verschiedene Weisen Ausdruck verliehen werden. Geholt werden wir von Gevatter Tod oder vom Sensenmann. Wir werden aus der Mitte des Lebens gerissen, gehen über den Jordan, treten vor Gottes Richterstuhl oder kneifen, ländlich derb, den Arsch zu. Und die Radieschen, die wir uns fortan von unten begucken, sind in der Auflistung der der deutschen Rechtschreib-Bibel gar nicht einmal dabei. Dabei ist unser Lebensende etwas, das wir nur ungern an uns heran lassen, vielleicht auch einfach nur, weil wir zu wenig über ihn und sein Umfeld wissen. Wer bereit ist, sich mit dem Thema intensiver zu beschäften, kann das seit 30 Jahren im Museum für Sepulkralkultur in Kassel machen. Werfen wir einmal einen Blick hinter seine Kulissen.
Grabenengel aus dem Katalog der
Galvanoplastischen Anstalt Geislingen a.d. Stiege
(WMF)
Die Sepulkralkultur, abgeleitet von dem lateinischen Wort "sepulcrum "= Grab beziehungsweise Grablege, umfasst alle Themen, die im Leitbild des Kasseler Museums aufgeführt sind: Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken. Auch die Kunst, mit der auf Friedhöfen der Trauer Ausdruck verliehen wird, gehört dazu. Ebenfalls wissenswert: Die Bestattungskultur in Deutschland zählt zum immateriellen Erbe der UNESCO:
In der ständigen Ausstellung des "Museum für Sepulkralkultur" sind etwa 20.000 Exponate zu sehen, die einen Zeitraum vom 1. Jahrhundert bis heute abdecken. Zu den Ausstellungsstücken zählen spektakulär bemalte Särge aus dem Mittelalter, Vitrinen mit dem berühmtem letzten Hemd, Grabsteine und spezielle Kutschen, die zum Transport der Särge benutzt wurden. Dem aktuellen Trend zur Urnenbestattung wird mit einigen ausgefallenen Modellen Rechnung getragen.
Zusätzlich bietet das Museum Wechselausstellungen an. So steht als Beispiel vom September 2021 bis April 2022 das Thema "Suizid" auf dem Programm. Über die Präsentation hinaus wird das jeweilige Thema durch zusätzliche Veranstaltungen und Weiterbildungen ergänzt.
Das "Museum für Sepulkralkunde" in der Weinbergstraße 25-27 in Kassel liegt in der Nähe der Innenstadt und ist gut per ÖPNV zu erreichen. Der Eintritt beträgt € 6,-- für Erwachsene. Wer nach diesem ernsten Thema etwas Abwechslung sucht, kann anschließend die benachbarte "Grimm-Welt" besuchen, die den Märchensammler und Sprachforschern Jakob und Wilhelm Grimm gewidmet ist. Sie gingen in Kassel zur Schule und haben einen Großteil ihres Lebens hier verbracht.