Köln unterirdisch: Der Josuweck-Keller

In der Palmstraße, in dem kleinen Stück zwischen dem Hohenzollernring und dem Friesenwall, hat sich ein Stück des alten Köln erhalten . Die  Hausnummer 36 markiert einen Gründerzeitbau, der 1883 von dem Bauunternehmer Heinrich Bodenheim an einer Stelle errichtet wurde, an der bis zu ihrem Abriss Anfang der 1880er-Jahre  ein Teil der mächtigen mittelalterlichen Stadtmauer stand.  1902 gelangte das Gebäude in den Besitz der Familie Josuweck und wurde auf diese Weise zum "Stamm- und Elternhaus einer echt kölnischen Familie, in der die Liebe von Kunst und Geschichte der Vaterstadt gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben wurde" (aus der Chronik des Hauses). Von einigen Beschädigungen abgesehen hat es die Zeit der schweren Angriffe auf Köln weitestgehend gut überstanden.  Der Keller des Hauses ist heute gelegentlich bei Führungen zugänglich. Hausherr  Michael Josuweck (92) gewährt bei diesen Gelegenheiten Einblick sowohl in die Geschichte seiner Familie als auch in die seines Domizils.


v.l.n.r.: das Wappen des Erbauers,  die Fassade zur Palmstraße,  Denkmalschutzplakette


Der Gewölbekeller des Hauses diente jahrzehntelang  als Lagerort für Kohle und andere Dinge, bis die Familie Josuweck  beschloss, ihn zu einem privaten Museum auszubauen.  Nach der Reinigung und der aufwändigen Entfernung einer Kalkschicht konnten hier die Sammlerstücke untergebracht werden, die einen Zeitraum von den Römern bis in die jüngste Vergangenheit abdecken.  Nach zwei Jahren intensiver Arbeit, ausschließlich in Eigenarbeit,  wurde das Museum 1980 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Beim Bau der KVB-Linie 5  musste ein Teil der römischen Stadtmauer beseitigt werden.  Michael Josuweck konnte sich mit offizieller Genehmigung einige Steine davon sichern (links). Ebenfalls in der Josuweck-Sammlung ist die Kopie des Köpfchens von Paula zu finden. Sie war die Tochter des Lucius Poblicius, dessen Grabmal wir im Römisch-Germanischen Museum finden. Laut Inschrift war Paula ebenfalls in diesem Grab bestattet (Mitte).  Aus der Gründungszeit von Köln stammt das Grabmal des Caius Vetienius, das hier als Kopie aufgestellt ist. Es wurde im 17. Jahrhundert beim Bau von Befestigungen im Bereich des Severinstors gefunden. Das Original befindet sich heute im Nationalen Archäologiemuseum in Saint-Germain-en-Laye bei Paris (rechts)


Vom Turm des Historischen Rathauses der Stadt Köln stammt dieser sichtlich verwitterte Sockel.  Er wurde um 1410  aus Drachenfelstrachyt angefertigt und trägt den Titel "Raufbolde".

 

Aufgrund des schlechten Zustandes wurde er  1964  durch eine Neuanfertigung des Steinmetzes Gerhard Haas ersetzt. Zu sehen ist der Sockel unter  Figur des Matthias Overstolz im 1. Obergeschoss auf der Nordseite des Ratsturmes.

 

Nach seiner Ausmusterung gelangte der Sockel in den Besitz der Familie Josuweck.


Mit Unterstützung  der ehemaligen Stadtkonservatorin Hiltrud Kier, des früheren Dombaumeisters Arnold Wolff  und einiger Pfarrer gelang es Michael Josuweck, zahlreiche Fragmente verschiedener  Kölner Kirchen  für seine Sammlung zu erlangen. Diese wurden geschickt in die Architektur des Kellermuseums eingebunden.  Beiträge hierzu stammen von den Kirchen St. Aposteln, St, Gereon und Maria im Kapitol.  Und selbst der Kölner Dom ist in den Tiefen der Palmstraße vertreten: Die nebenstehende  Blume aus einem Fensterfriesbogen war noch bis 1979 auf der Ostseite des Nordquerschiffes verbaut. 


Ein Blick in die Kellerräume: Von den Wänden wurde, wie oben erwähnt, mit großem Aufwand eine Kalkschicht  entfernt, an den Decken war das aber nicht möglich. Sohn Gereon hat deshalb damals mit seiner Pfadfindergruppe  ein Muster aus Steinen und Fugen auf den Putz gemalt, das die perfekte Illusion einer gemauerten Gewölbedecke bildet.


Führungen werden nicht regelmäßig angeboten.  Ich bin über eine Veranstaltung des "Heimatverein Alt-Köln e.V." auf die Möglichkeit einer Besichtigung aufmerksam geworden.