Krippen in Köln

Krippenfreunde kommen zur Weihnachtszeit in Köln voll auf ihre Kosten: Sie können auf dem mittlerweile traditionellen Krippenweg rund 120 der Kunstwerke in allen Größen und verschiedensten Ausführungen bewundern, und selbstverständlich sind sie auch noch bis  zum Lichtmess-Fest (02.02.2023) in den Kirchen zu sehen. Für diesen Beitrag habe ich eine kleine Auswahl zusammengestellt.


Die Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof

Diese Milieukrippe stellt die Trümmerlandschaft um Groß St. Martin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dar. Sie wurde von dem Kölner Modellbauer Hermann Nick geschaffen und wird alljährlich unübersehbar in der Ladenstraße des Kölner  Hauptbahnhofs aufgebaut. Die Heilige Familie hat ein Plätzchen an der Ecke eines zerstörten Hauses gefunden,  und statt der Heiligen Drei Könige bringt Kardinal Frings mit seinen Messdienern die wertvollen Geschenke.  Es lohnt sich, nach den vielen Akteuren zu suchen, die diese triste Ecke bevölkert: Neben Trümmerfrauen sind unter anderem Kriegsheimkehrer und ein alliierter Soldat zu sehen, ein Bäcker bietet bereits wieder Brote an und ein kleine Gruppe kostümierter Jecken versucht, etwas Karnevalsatmosphäre aufkommen zu lassen. Selbst zwei "Mädchen aus dem Leben" sind zu sehen, die mit den Matrosen am Rhein anbandeln.


Hänneschen-Krippe

Schnee am Eigelstein, und zwar im Schaufenster von Brillen Föhlisch an der Ecke zum einst berühmt-berüchtigten Stavenhof.  Hier ist die Heilige Familie umringt von den wichtigsten Protagonisten aus dem Hänneschen-Theater, Kölns bekanntester Puppenbühne.  Hänneschen und Bärbelchen sind ebenso dabei wie Speimanes, Röschen und Köbeschen, die als Sternsinger auftreten.  Wie in der Brauerkrippe in St. Andreas liegt das Jesuskind auch hier in einem halben Bierfässchen (Pittermännchen), was nicht verwundert, denn beide Arbeiten stammen von der Künstlerin Hildegard Neunkirchen. 


Krippe des Kölner Doms

Um der Ansteckungsgefahr durch Corona vorzubeugen, ist die große Milieukrippe des Kölner Doms nur in stark vereinfachter Form in den Schaufenstern des Kurien-Hauses (ehemalige Buchhandlung Kösel) zu sehen. Gleichwohl werden die Kenner dieser Variante ihre Lieblinge auch hier wiedererkennen: der  Straßenreiniger ist ebenso zu sehen wie der Feuerwehrmann und der Domschweizer in seinem roten Gewand und der obligatorischen Sammelbüchse. Der FC-Fan hat den Geißbock zum Jesuskind mitgenommen und ein "Altstädter" in grün-weiß repräsentiert die "fünfte Jahreszeit" von Köln. Der Bildhauer Theo Heiermann fertigte die Figuren zusammen mit seiner Frau Barbara.


Kölner Stadtkrippe

Die beeindruckende Kulisse für diese Großkrippe, deren Figuren ein Werk der Aachener Bildhauerin Rosemarie Peter sind, bildet das Südportal des Kölner Doms. Noch immer wird sie ergänzt, aktuell um eine Figur von Franz von Assisi. Weil er  am 25. Dezember 1223, also vor fast genau 800 Jahren, in einer Grotte bei Greccio die Weihnachtsgeschichte mit lebenden Menschen und Tieren nachgestellt hat, gilt er als "Erfinder" der Krippe. Zu sehen ist sein bronzenes Ebenbild auf dem linken Foto zwischen Maria mit dem Jesuskind und dem Heiligen Josef. Immer mit dabei ist die Königin von Saba (rechtes Foto, rechts). Sie gilt als alttestamentliches Gegenstück zu den Heiligen Drei Königen, da sie König Salamon als Zeichen ihrer Verehrung mit Geschenken bedacht hat. Ihr Gefäß ziert ein  Melissenzweig , ein dezenter Hinweis auf den Spender unter anderem dieser Figur.


Krippe in Groß St. Martin

Die Ähnlichkeit zur Kölner Stadtkrippe ist unverkennbar: auch hier zeichnet Rosemarie Peter für die Gestaltung verantwortlich. Ihre beeindruckenden Darstellungen von Menschen und Tieren sind raumgreifend auf den Stufen zur Nordkonche der romanischen Kirche aufgestellt. Einen Stall gibt es hier nicht; lediglich einige kleine Olivenbäumchen dienen hier als Hintergrund der Szenerie.


Krippe St. Kolumba

Diese Krippe besteht aus wenig Figuren, steckt aber voller Leben. Sie stammt aus dem Jahr 1935 und ist ein Beleg dafür, wie einfühlsam sich die Künstlerin Lita Mertens sich diesem Genre genähert hat. Zwischen dem Ersten Advent und Lichtmess werden hier ständig wechselnde Szenen dargestellt. Einmalig und nur hier zu sehen ist kurz nach Weihnachten des erste Bad des Jesuskindes. Das Foto oben wurde am 07. Januar 2023 gemacht; da waren am Tag zuvor die Heiligen Drei Könige hier und haben ihre Geschenke (vorn Mitte: Weihrauch, rechts darüber Myrrhe, vor den Füssen Marias die Goldstücke). Danach mussten sie leider weiterziehen....


Krippe in der Minoritenkirche

Eigentlich heißt die Kirche "St. Maria Empfängnis, im Allgemeinen wird sie jedoch nach ihren Gründern als "Minoritenkirche" bezeichnet. Die ausladende Krippe zeigt einen beeindruckenden, roh gezimmerten Stall, der hell erleuchtet, die Blicke des Betrachters auf sich zieht. Die Annäherung der Heiligen Drei Könige wird hier über mehrere Tage nachgestellt, bis sie schließlich, geleitet von dem Stern am Giebel der Krippe, ihr Ziel erreichen. Diese Kirche ist zugleich die letzte Ruhestätte von Adolf Kolping, der vielen als "Gesellenvater" bekannt ist. Eine Figur seiner Person bereichert daher diese Krippe.